Osteopathie
„Nur wer den Körper begreift, kann ihm helfen, sich selbst zu heilen!“
Was ist eigentlich Osteopathie? Wer ist ihr Begründer und welche Philosophie steckt hinter ihr? Diese Fragen werden schon in zahlreichen Quellen gestellt und beantwortet. Daher möchte ich hier weg von der Theorie gehen und versuchen, Ihnen als Leser etwas Einblick in osteopathisches Denken zu geben.
Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind vor einiger Zeit an einem Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt – einer Krankheit, die während ihres Verlaufs zu einer Entzündung und somit zu einem Anschwellen Ihrer Leber führen kann. Sie überstehen die Krankheit gut und während Ihrer Genesung schwillt auch die Leber wieder ab und nimmt ihre normale Funktion wieder auf. Ihre Leber ist von einer Kapsel umgeben, die das Lebergewebe von den umliegenden Organen trennt und mit Ihrem Zwerchfell verwachsen ist. Nun kann es sein, dass während des Infekts diese Kapsel ziemlich gereizt wurde und nun ihre Gleitfähigkeit mit den anderen Organen eingeschränkt ist. Die Leberkapsel, wie auch das Zwerchfell selbst, werden von einem Nerv versorgt, der in Ihrer mittleren Halswirbelsäule entsteht. Hier werden die Botschaften vom Gehirn zu den entsprechenden Organen und von den Organen zum Gehirn weitergeleitet. In unserem Fall erhält sie nun ununterbrochen Signale, dass im Bereich der Leberkapsel etwas nicht ganz in Ordnung ist. Der Bereich der Halswirbelsäule gerät also in eine Art Stresszustand. Kommt nun noch etwas Unvorhergesehenes hinzu – z.B. Sie übernachten auf einer unbequemen Couch – kann es zu einer Blockierung in Ihrer Halswirbelsäule kommen.
Die Nackenmuskeln spannen reflektorisch an und bescheren Ihnen Verspannungen und Bewegungseinschränkungen des Nackens. Aus dieser Sichtweise betrachtet ergibt es nun wenig Sinn, einzig und allein die Muskelverspannungen mit Medikamenten oder Massagen zu behandeln, da sie lediglich das Ende einer Kette sind. Der osteopathische Ansatz besteht nun darin, die Ursache der Beschwerden, nämlich die gereizte Leberkapsel, zu behandeln. Der Osteopath verfügt über Techniken, um die nervale und arterielle Versorgung der Organe zu stimulieren und ihre Gleitfähigkeit zu verbessern. Somit wird dem Körper wieder ermöglicht, sich vollständig aus eigenen Kräften zu regenerieren. Natürlich ist es dann meist noch nötig, auch die Wirbelsäule und ihre Muskulatur wieder zu entspannen, aber der vicious circle kann somit unterbrochen werden.
Die Osteopathie denkt in Ketten und vollzieht die Kompensationsmechanismen des Körpers nach. Hierbei beachtet sie, dass wir nicht nur aus Muskeln und Knochen bestehen, sondern auch noch aus Organen, Nervenbahnen, Gefäßen, Bindegeweben, Körperflüssigkeiten, Hormonen und nicht zuletzt einer Psyche. Sie weiß, dass die Berücksichtigung der Ganzheitlichkeit des menschlichen Organismus essentiell ist. Ergänzend muss hier noch gesagt werden, dass sich die Osteopathie mit Bewegungseinschränkungen im Körper und nicht mit Pathologien beschäftigt. Zwar kann sie in bestimmten Fällen begleitend zur Schulmedizin angewendet werden, kann diese jedoch nicht ersetzen.